Vom Warten

Pokhara! Noch immer dort… Erst hielten uns besagte Wehwehchen länger auf als gehofft und nun behindert der Wind in Jomsom unser Weiterkommen. Wir sitzen fest…aber wie wir alle feststellen mussten, gibt es deutlich hässlichere Orte an denen man festsitzen könnte, als den von wunderschönen Hügeln eingerahmten Phewa-See an welchem Pokhara und unser Basislager, das Kinderdorf, liegen. Und dank der abendlichen Regenschauer der letzten Tage ist auch die Sicht auf die dahinter liegenden Berggipfel mittlerweile nicht mehr vom Staub der Trockenzeit getrübt. So haben wir aus der Not des Wartens eine Tugend gemacht und einige tolle Ausflüge gemacht, den See haben wir in der Zwischenzeit zu Fuß komplett umrundet und richtig nass geworden sind wir auch nur einmal 😉

Nun standen wir heute, nachdem sich alle zu genüge erholt hatten, voller Tatendrang und Trekkingeifer mit unserem Gepäck (1 Rucksack, 1 Kraxe, 1 Kameratasche) am “Flughafen” Pokhara. Es wurde später und später, zahllose westliche Reisegruppen waren in der Zwischenzeit Richtung Kathmandu abgehoben, nur wir warteten mit einer Handvoll Nepali – sichtbar tibetischer Herkunft – auf die Maschine nach Jomsom. Nun ja, der bekannte Wind in der Bergregion flaute nicht ab und der Flug wurde gestrichen, was uns einen weiteren Tag am See bescherte… Zuerst ein wenig genervt von den weiter verzögerten Reiseplänen, machten wir das Beste aus dem Tag, genossen ein leckeres Frühstück mit europäischer Backkunst und der Musik von U2. Nach soviel Heimatgefühl auf einmal ließen wir uns am Nachmittag in den Straßen von Alt-Pokhara wieder von der asiatischen Kultur einholen und die Kinder wurden mal wieder von den unvorhersehbarsten Eindrücken gefangen genommen und ließen sich erst nach gefühlten 30min und vielfachen Aufforderungen von den Live-Holzschnitzarbeiten am Straßenrand wegbewegen…

So verhielten wir uns heute ganz nach Nepali-Art und genossen selbst das Warten…denn dies gehört hier scheinbar zum Alltag, wie bei uns die Uhr ans Handgelenk: Abfahrtszeiten lokaler Busse sind z.B. eher ein grobes Richtmaß und als Faustregel gilt “geplante Uhrzeit +/- ne halbe Stunde”. Wenn man den Satz “only one minute, please” hört, sollte man als zeitverliebter Mitteleuropäer auch hellhörig werden, denn Zeit ist hier auch im praktischen Sinne relativ und dehnbar – man fragt sich warum die nicht schon tausend Jahre früher Einstein hervorgebracht haben. Gefährlich wird es allerdings, wenn man auf eine Bitte hin die Antwort bekommt: “no problem, be confident.” Dann ist alles möglich…und nichts sicher. Hauptsache ist, man hat genügend Passbilder dabei; und damit verabschieden wir uns erstmal in die Wildnis – für morgen ist weniger Wind angekündigt. Wir melden uns wieder, mit mehr Eindrücken und sprachlichen Feinheiten, wenn wir aus den Bergen zurück sind.
Auf bald
dieSteens

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