Auch das ist Reisen: Lena, Ben und Marlene haben sich in den letzten 50 Stunden im Umkreis von rund 30 Metern um Bungalow, Pool und Hängematte bewegt. Philip wurde zweimal im Ort Essen holen und Einkaufen geschickt und hatte deshalb einen “deutlich” größeren Bewegungsradius. Ansonsten haben wir aufgrund einer immer deutlicher werdenden Eindruckserschöpfung beschlossen, die Reise nun langsam ausklingen zu lassen. Unsere schöne Hotelanlage am südchinesischen Meer in Mui Ne planen wir auf jeden Fall auch in den nächsten Tagen nur sporadisch zu verlassen, wenn es nach den Kindern ginge, würden wir wahrscheinlich sogar im Pool schlafen. Danach werden wir uns in irgendeiner Form schon langsam auf den Weg gen Bangkok begeben. Es sind noch drei Wochen bis zu unserem Rückflug und wir planen keine großen neuen Entdeckungen mehr. Vietnam werden wir auf den Süden beschränken, Laos – mit etwas Wehmut – ganz aussen vor lassen und auf dem Landweg über Kambodscha zurückreisen. Ob wir dies über die etwas abgeschiedenere Bergregion im Norden oder auf direktem Weg über Phnom Penh machen, lassen wir noch offen, aber auch in unseren Köpfen beschäftigen wir uns zunehmend fröhlich und voll gespannter Erwartung mit unserem neuen Zuhause in Potsdam! So bricht langsam die Zeit der Verarbeitung und des Setzenlassens an und wir werden auch in diesem Tagebuch nun vermehrt unsere Zeit zusammenfassen und Revue passieren lassen. Da ganz Europa zur Zeit vom Geld spricht, wollen auch wir damit beginnen einmal einen Blick auf den Wert unserer Euros hier zu werfen. Vorneweg muss man festhalten, dass man schon ganz schön weit kommt mit einem Euro in Asien und wir sind meist deutlich unterhalb unseres maximalen Tagesbudgets. Aber wie überall auf der Welt, ist Geld auch hier irgendwie relativ; dies wird besonders deutlich an den Unterkünften. So liegt die absolute Preisspanne unserer Übernachtungen zwischen 1,50€ in Ghorepani und 80,-€ in Bangkok. Einschränkend müssen wir dazusagen, dass in Bangkok das Frühstück inklusive war, während in Ghorepani für Porridge und Tee noch rund 6€ anfielen, dafür hatten wir in Bangkok “nur” ein Doppelbett ohne Ausblick, während wir in Ghorepani von jedem unserer drei Betten aus den Sonnenuntergang über dem Annapurnamassiv bewundern konnten. Aber insgesamt haben beide Hotels unsere Erwartungen übertroffen und wir nehmen von beiden Orten sehr gute Erinnerungen mit nach Hause. Im Gegensatz hierzu waren aber auch der 9qm-Bretterverschlag in Thikedunga für 3,-€ und das nichts sagende, dunkle Hotelzimmer zur Straße in Can Tho für 40,-€ in gleichem Maße überteuert und noch heute freuen wir uns darüber, schnell wieder abgereist zu sein. Insgesamt haben sich die Preise für Übernachtungen im Schnitt irgendwo zwischen 10 und 20€ eingependelt und zum Glück überwiegen die schönen Unterkünfte deutlich den Enttäuschungen, die wir erlebten. Was die Länderunterschiede angeht, so verhält sich das grobe Preisniveau überraschenderweise direkt proportional zum Entwicklungsstand der jeweiligen Länder mit Nepal und Kambodscha am unteren Ende, Sri Lanka in der Mitte und Indien, Vietnam und Thailand in der Spitzengruppe. Passend hierzu, aber unabhängig vom Geld, fällt unsere persönliche Wohlfühlhitliste umgekehrt proportional hierzu aus. Die beiden am wenigsten entwickelten Länder sind uns die liebsten geworden, während Vietnam und Indien am Ende doch etwas abfallen. Wir möchten aber beiden Ländern ihre Faszination und Schönheit in keiner Weise absprechen. Von beiden Ländern werden wir – u.a. aufgrund der Tatsache, als Familie unterwegs zu sein und der recht großen Distanzen innerhalb der Landesgrenzen – am Ende nur einen Bruchteil gesehen haben, und auch weil unsere Prioritäten schlussendlich anders lagen, haben wir Vietnam und Indien bloß wenig Zeit gegeben, uns zu gefallen. Beide Länder sind sicher mehr als eine Reise wert, aber es zeigt sich auch hier, dass Reisen Zeit bedarf und langsam erfolgen soll. An diese Erkenntnis unserer ersten Reise 2005 haben wir uns diesmal recht konsequent gehalten und glauben, es so insgesamt geschafft zu haben, uns trotz allen “Reisestresses” und manchmal drohendem Lagerkoller auch unterwegs wohl zu fühlen, die sich uns bietende Umgebung zu genießen und die Eindrücke nicht Überhand nehmen zu lassen.
Ein paar aktuelle Erlebnisse und Gedanken möchten wir Euch hier dennoch nicht vorenthalten. Wir sind in Mui Ne, einem Hotelort, wie er im Buche steht. Es gibt zwar tatsächlich ein Fischerdorf mit einem entsprechenden Namen am Nordostende der gut zehn Kilometer langen Bucht, diese allerdings wird von vermutlich mehr Hotelkomplexen (ganz modisch “resort” genannt) gesäumt als der Ort Einwohner hat. So haben wir dann aber das Vergnügen trotz Nebensaison und der über jeden Zweifel erhabenen Tatsache, dass nun Regenzeit ist, andere Touristen in zählbaren Mengen zu sehen. Als gute Nachricht an alle sorgenvollen Europäer: Auch Asiaten machen Urlaub! So sind die Reisenden mit europäischen Wurzeln auch hier deutlich in der Minderheit und bei den meisten anderen Urlauber handelt es sich um vietnamesische Familien oder kleine chinesische und südkoreanische Reisegruppen. Diese erinnern uns Eltern an die inneren Bilder, die wir von der Nachkriegsgeneration und der Wirtschaftswunderzeit in Deutschland haben. Alles wirkt immer ein wenig überbelichtet und die Farben kommen greller zur Geltung als sie eigentlich sind. Die Menschen wirken zufrieden, selbstbewusst und die Körpersprache erzählt vom Erfolg der eigenen Familie während der letzten Jahre. Selbst die oft eher biedere Kleidung und die offen zur Schau gestellte Technikgläubigkeit mit einem handy in jeder Hand, einem iPad auf dem Schoß und dem Sohnemann spielend am iPod, passen irgendwie zu unserem Bild dieser bei uns vergangenen Epoche. Dazu ist dann der Lärmpegel meist etwas überdreht und jedes Lachen durchdringt offen den Raum, aber das kennen wir ja auch von Reisegruppen anderer Kulturkreise.
Auf bald
dieSteens
P.S. Wir haben heute einen Ausflug gemacht!