Zwei tolle Wochen im Nordosten Rajasthans liegen hinter uns… Wir haben Indien angenommen und genießen es so wie es ist: laut, hektisch, heiß, kalt, scharf, chaotisch, warmherzig und v.a. an jeder Ecke beeindruckend und alt und neu! Es ist ein stetig wi(e)derkehrender Gegensatz aus historisch-indischem und westlich-modernem. Hinter jeder Ecke wird man von einem alten Tempel, Palast oder früher anderweitig genutzten Ruinenanlage überrascht, doch leider türmt sich vor der Ecke schon ein Riesenmüllberg aus Abfall unseres Zeitalters. Die Straßen werden gleichermaßen von Ochsenkarren, Fahrradrikshas, Mopeds, TukTuks und 3Liter-SUVs verstopft und während hinter den getönten Scheiben klimatisierter Allradautos Börsenkurse und Immobilienpreise auf dem iPhone verglichen werden, spielen Kinder barfuß im Staub des Randstreifens mit einer alten Dose Kricket und ihre Mütter schrubben seelenruhig die Wäsche auf einem Pflasterstein. Das Leben im 21. Jahrhundert findet Tür an Tür mit dem vor 300 Jahren statt. Verwunschen romantisch muten die Straßenzüge besonders in den kleineren Ortschaften an, wo noch vielmehr des Alltags vor den Häusern stattfindet und noch weniger – wenn überhaupt – Moderne Einzug gehalten hat. Dort haben wir auch “unser” Indien gefunden, an welches wir sehr gerne zurück denken werden! Im Umland von Jaipur und Bundi konnten wir tolle Wanderungen durch die Hügel Rajasthans machen.
So hatten wir Eltern z.B. den letzten Tag in Bundi dann schon innerlich als einen Ruhetag ohne Aktivitäten abgehakt. Wir hatten allerdings den “Fehler” begangen, Benni von Höhlenmalereien in der Nähe zu erzählen und so nörgelte unser Entdecker so lange rum, bis sich Papa um ein Taxi bemühte und wir die 30km/90min-Fahrt antraten. Je schlechter die Straßenverhältnisse wurden, desto eindrucksvoller wurde die Landschaft und nachdem sich unser Fahrer mehrfach nach dem Weg erkundigt hatte, wurden wir an einem von Felsen umrahmten Wasserloch zum Ausstieg angehalten. Umgehend von einer Menschentraube umringt, begann der kurze Marsch zu den ersten Felsen und dort wurde unsere anfängliche Skepsis sehr schnell zu Euphorie und Tatendrang – zugegebenermaßen bei Ben und Philip etwas mehr als bei den beiden Frauen 🙂 Es entfalteten sich mit jeder Höhle, die wir besuchten scheinbar immer mehr und ausgefallenere Malereien an den Wänden, die wir so und so frei von touristischer Infrastruktur nie erwartet hätten. Und egal wie alt diese Zeichnungen nun wirklich sind, denn dies ließ sich aufgrund der sprachlichen Barriere auch bis zum Schluß nicht zweifelsfrei erörtern, ist Benni stundenlang mit Feuereifer von Höhle zu Höhle und in jedes kleinste Loch geklettert, um ja nichts zu verpassen und ggf. selbst noch etwas neu zu entdecken. Aber auch wir andern waren uns schon auf dem Rückweg einig, dass die Nörgelei vom Vormittag ihr Gutes hatte und uns ein echtes Höhepunkterlebnis fernab ausgetretener Touristenpfade bescherte. Danke Ben!
Aber bereits zuvor, während der ersten Station in Rajasthan erwies sich unsere Entscheidung diese Route einzuschlagen als Glücksgriff. Jaipur ist zwar nicht weniger wuselig und dreckig als die anderen indischen Städte, wir aber fanden ein tolles Hotel mit großem Garten in einem ruhigen Viertel. So konnten wir unser Vorhaben, langsamer zu reisen in die Tat umsetzen und blieben gleich eine knappe Woche an Ort und Stelle. Wir beschränkten uns auch was das touristische Standardprogramm anging auf das Wesentlichste, sondern folgten eher unserem Drang, die Welt – die Stadt und das Umland – zu Fuß zu entdecken. So fanden wir u.a. auch weil unser TukTuk-Fahrer uns falsch verstand, einen schönen, grünen, überraschend menschenarmen Park mit Spielplatz in welchem Ben und Papa nach langer Zeit mal wieder ein echtes Fußballspiel bestreiten konnten.
Nach diesen beruhigenden Tagen und einer wiederum verhältnismäßig komfortablen Busfahrt über Land nach Bundi ging es mit dem Erholen gleich weiter. Was Ella für Sri Lanka ist, scheint Bundi für Rajasthan und vielleicht für Indien zu sein. Ein nettes, kleines Berg”dorf” mit guten Wandermöglichkeiten und tollen familiengeführten Gästehäusern. Nur geregnet hat es zum Glück nicht und außer uns schienen auch wenige Touristen den Vorzug vom ZuFußGehen in dieser Gegend entdeckt zu haben. So wanderten wir alleine durch die Sonne und kamen über Rinderfriedhöfe und durch abgelegene Getreidefelder mit skurrilen Begegnungen und leckeren, wenn auch bis heute völlig unbekannt gebliebenen Früchten. Hier war es auch, dass wir unsere atemberaubendste TukTuk-Fahrt erlebten: auf dem Rückweg einer Wanderung versuchten wir überraschend vergeblich ein entsprechendes Gefährt anzuhalten. Alle rasten aber staubaufwirbelnd an uns vorbei und ließen uns schwitzend zurück. Als wir uns schon beinahe mit der 3km-Wanderung zurück in die Stadt abgefunden hatten, winkte uns der Fahrer eines mit bereits 9 Indern besetzten TukTuks zu und hieß uns einzusteigen. Etwas skeptisch folgten wir der Aufforderung und fanden neben einer herzlichen Begrüßung überraschend viel Sitzraum für uns Vier. Mit insgesamt 14 Personen ging es nun nach Bundi und wir werden uns wohl lange Zeit icht mehr beengt fühlen 🙂
Nun sind wir, nach einer schönen kleinen Safari im Tiger-Nationalpark Ranthambore (leider ohne Tigersichtung), mit dem Zug schon wieder auf dem Weg nach Delhi, von wo aus es in zwei Tagen weiter nach Kathmandu geht! Unsere Indienetappe neigt sich damit, für uns am Ende überraschend schnell, schon wieder dem Ende zu. Wir haben das Land schlußendlich doch in unser Herz geschlossen und vielleicht kommen wir ja nach Nepal nochmal für ne Zwischenstation zurück… Mal schaun…